Chronik 1940 – 1949

1940
Die Gemeinde übernimmt am 3.Februar 136 Reichsmark Bargeld sowie das Sparbuch mit Einlagen von 43 RM. Weiters wird auch das Protokollbuch und das Kassabuch beim Gemeindeamt verwahrt.
21 Männer sind im Mai bei der Feuerpolizei geführt. Blaue Uniformen der deutschen Feuerpolizei werden eingeführt. Alte braune Uniformen dürfen jedoch versehen mit neuen deutschen Gradabzeichen ausgetragen werden.
Die Feuerwehr muß die Aufgaben der Luftschutzpolizei übernehmen. Da die Feuerwehren kriegswichtige Werte schützen, muß die Schlagkraft erhalten bleiben. Es werden daher immer wieder Feuerpolizeiübungen und Schulungen durchgeführt. Zu Kriegsbeginn werden daher manche Wehrführer und auch Maschinisten „UK“ (Unabkömmlich) gestellt. Im Laufe des Krieges werden jedoch immer mehr Feuerwehrmänner zur Deutschen Wehrmacht eingezogen.
Es werden über die Notdienstverordnung ältere Männer, und wenn notwendig, auch Frauen zum Feuerpolizeidienst verpflichtet.

1941
Im weitergeführten Standesbuch sind von 1942 bis 1944 14 Neuaufnahmen in die Wehr verzeichnet. Sind diese Eintritte Zwangsverpflichtungen oder um leichter „UK“ gestellt zu werden? Wehrführer Habacht muß erst in den letzten Kriegstagen 1944 einrücken.
Die Weiterführung der Wehr nach dem Einrücken des Wehrführers bis 1945 ist uns leider nicht bekannt.
Um Vergehen im Feuerwehrdienst strenger zu ahnden, wurden die Feuerwehrmänner ab 1.September der SS- und Polizeigerichtsbarkeit unterstellt.

1944
Aus mündlicher Überlieferung ist uns ein Brandeinsatz im Frühjahr des Jahres bekannt. Beim Wirtschaftsbesitzer Josef Ehn brannte die Scheune nieder und da zu wenige Männer im Dorf sind, müssen auch Frauen bei der Handdruckspritze pumpen.
Die Gemeinde bildet eine Rücklage für eine Motorspritze. Betrag 2.000 RM.
Weiters finden wir noch eine Eintragung im Gemeindekassenbuch: Reichsstatthalterei Tragkraftspritze mit einem Betrag von 1.325,62 RM.
Es handelt sich hier um die erste Motorspritze, die allerdings nach Kriegsende nicht mehr im Besitz der Feuerwehr ist.

1945
Durch den Einmarsch der russischen Kampftruppen in Oberrußbach am 8.Mai um 15.00 Uhr durch den Stranzendorfer Wald, gilt es weiterhin das schwere Los eines Krieges zu tragen. Plünderungen, Einquartierungen, Belästigung von Frauen stehen auf der Tagesordnung.
Vermutlich durch zuviel Alkoholzuspruch schießen russische Soldaten mit Leuchtraketen die Scheune von Gastwirt Gratz in Brand – ein verheerendes Feuer, das nur mit letztem Einsatz am Übergreifen zum Nachbarhaus Braunstein verhindert werden kann. Zur Bekämpfung des Brandes müssen wiederum Frauen an der Handdruckspritze eingesetzt werden.
Das Feuerwehrhaus wird von den Russen als Quartier beschlagnahmt. Die Spritze, die im Zeughaus ist, scheint wertlos und wird daher in den Garten von Familie Braunstein geschoben. Viele Unterlagen über die Feuerwehr werden vernichtet, da sie mit dem Reichsadler gestempelt sind. Von den Uniformen wurden die Dienstgrade und die Polizeihoheitsabzeichen entfernt.
Die Hilfeleistungen und Opferbereitschaft der Feuerwehr stand sicherlich immer vor der Ideologie des Nationalsozialismus. Nicht wenige Feuerwehrmänner haben damals ihr Leben im Feuerwehreinsatz verloren, so daß diese Zeit für die Feuerwehren sowie die Bevölkerung zu einer der leidvollsten und schwersten in der Geschichte unseres Landes wurde.
1946
Im Gegensatz zu vielen anderen Orten bleiben die Einrichtungen unserer Feuerwehr nahezu unbehelligt.
In der Gemeinderatssitzung vom 1. Februar wird die Neuaufstellung der Feuerwehr besprochen. Die Anschaffung einer Motorkraftspritze wird beschlossen und diese wird im März bei der Firma Rosenbauer angekauft – Marke TS 8 zum Preis von S 5170,-.
Eine feuerwehrtechnische Ausrüstung (Sauger, Strahlrohre, B und C Schläuche, Standrohr, Saugkopf und Kupplungsschlüssel) wird ebenfalls von der Gemeinde bestellt.
Die Hauptmannfunktion hat Josef Schneider schon seit den letzten Kriegstagen übernommen , denn er wird in seiner Funktion bestätigt. Die Instandsetzung des Zeughauses, wird als wichtigste Aufgabe in nächster Zeit beschlossen.
Ein Weinlesefest im Oktober sorgt für die erste Einnahme der Wehr nach dem Krieg.
Da die Feuerwehren rechtlich als Vereine nicht mehr bestehen, werden provisorische Feuerwehrkommanden erstellt.
Am 2. November erläßt Landeshauptmann Josef Reither einen Aufruf zum schlagkräftigen Ausbau der Feuerwehren Niederösterreichs. Bei den Feuerwehren werden die ersten Wahlen durchgeführt.

1947
Die erste Versammlung, von der wir schriftliche Aufzeichnungen haben, wird für den 4. Jänner einberufen.
Der Hauptpunkt der Tagesordnung ist die Neuwahl der Funktionäre.
14 Kameraden wählen einstimmig Josef Schneider zum Hauptmann. Der Stellvertreter des Hauptmannes wurde Anton Andre. Das Amt des Schriftführers übernimmt Otto Haschka, Kassier wird Josef Wickenhauser.
Trotz der vielen Probleme (Uniformen, Feuerwehrhäuser, Spritzen u. Schläuche) gibt es auch erfreuliches zu berichten:
Am 16. u. 17. August findet in Krems der erste Landesfeuerwehrtag nach dem Krieg statt. Der stolze Leistungsbericht und die vorgelegte Statistik von Landesfeuerwehrkommandant Karl Drexler zeigt das beeindruckende Aufbauwerk.
Es gibt wieder 1638 Feuerwehren mit 62650 Männern, 69 Autospritzen, 162 Autorüstwagen, 254 fahrbare Motorspritzen, 53 Dampfspritzen, 1335 Handdruckspritzen sowie 454625 m Brandschläuche.
Am 8. Mai wird die Wiedereinführung der Dienstgradabzeichen vom 4. Jänner 1935 beschlossen.

1948
Die Sanierung des Zeughauses ist die wichtigste Aufgabe in diesem Jahr. Der Verputz wird abgeschlagen und durch einen neuen ersetzt. Ebenso wird das Tor neu hergerichtet und die Fenster zum Verglasen nach Stockerau geführt.
Aus dem Protokoll vom 2. Februar können wir entnehmen, daß Mitglieder der Feuerwehr mit längerer Dienstzeit zur Dekorierung eingereicht werden.
Bei Neuwahlen im Oktober wird das bestehende Kommando durch Alois Gratz als neuer Hauptmann und Franz Maier als Hauptmannstellvertreter abgelöst. Festlegung des Feuerwehrausschu&szli g;es. Mitglieder Neuaufnahme in die Wehr sowie Werbung unterstützender Mitglieder sind weitere wichtige Punkte in diesem Jahr.
Bezirksverbandskommandant Rudolf Mitlöhner und Bezirksausschußmitglied Johann Donnaberger werden einstimmig zu Ehrenmitgliedern unserer Feuerwehr ernannt.

1949
Die Tragkraftspritze TS 8 wird umgebaut auf eine RW 80. Am 22. Mai findet die feierliche Spritzenweihe statt. Die Patenschaft für die neue Spritze übernimmt Frau Hermine Höllmüller, Gastwirtin aus Stockerau.
Der langjährige Hauptmann Josef Schneider wird auf Grund seiner Verdienste zum Ehrenhauptmann ernannt.
Mit der Milchgenossenschaft wird ein Obereinkommen getroffen, daß der Milchtransportwagen zur Beförderung der Motorspritze und der Mannschaft bei Bränden außer Ort zur Verfügung steht.